Um Scrum zu lernen, sind Konferenzen überflüssig. Warum ich sie trotzdem besuche und du es auch tun solltest
Lohnt sich der Besuch einer Konferenz noch? Können wir nicht bereits alles im Internet lesen?
Geben wir in die Amazon-Buchsuche „Scrum“ ein, dann erhalten wir 10000 Treffer. Auf dem Scrum.org-Blog wurden allein im Juli 60 Artikel zu Scrum veröffentlicht. Und auf YouTube erscheinen jeden Tag mehr als 10 Videos zu Scrum.
Trotzdem besuche ich weiterhin Konferenzen. Heute ist die Herausforderung eben nicht mehr, wie ich an Wissenswertes zu Scrum komme, sondern wie ich dieses Wissen bei der Lösung komplexer Probleme anwende.
Aus meiner Sicht eignen sich Konferenzen dafür besonders.
Natürlich geht es nicht ohne etwas Vorbereitung. Im Folgenden findest du drei Tipps. Wenn du diese beherzigst, wird sich auch für dich jeder Konferenzbesuch lohnen.
Tipp 1: Überlege dir eine konkrete Frage, auf die du eine Antwort suchst
Welche Techniken helfen, um bei Diskussionen im Scrum Team nicht in der Groan Zone stecken zu bleiben?
Diese Frage beschäftigt mich im Moment. Denn eigentlich sollten Scrum Events so einfach sein: Das Team kommt zusammen, es herrscht Klarheit über die aktuelle Frage, jeder bringt sich mit Lösungsvorschlägen ein, die Vorschläge werden diskutiert und das Team einigt sich darauf, welchen es weiterverfolgen will. Im Anschluss daran arbeitet jeder mit, um diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
Im wahren Leben laufen die wenigsten Meetings so ab.
Stattdessen gelangen wir schnell an einen Punkt, wo wir Aussagen wie „Wir verschwenden unsere Zeit hier.“ und „Wir drehen uns im Kreis!“ hören. Das ist die Groan Zone. Um dieser Frage noch weiter auf den Grund zu gehen, werde ich auch in einigen Tagen an der Lean Agile Munich teilnehmen. Ich beabsichtige dort eine Session im Open Space zu diesem Thema anzubieten. Ich erhoffe mir von anderen Scrum Mastern zu lernen, welche Methoden sie nutzen, wenn die Diskussionen in ihrem Team sich wieder mal im Kreis drehen.
Für mich hat sich dieser Konferenzbesuch dann gelohnt, wenn ich möglichst viel Neues über die Groan Zone erfahren konnte. Damit er sich auch für dich lohnt, vergesse nicht, mit einer konkreten Frage im Hinterkopf daran teilzunehmen.
Tipp 2: Nimm dir vor, mindestens einen Kontakt zu knüpfen
Was macht Konferenzen einzigartig?
Für mich ist das Besondere, dass sowohl Experten als auch Gleichgesinnte zu einem Thema an einem Tisch sitzen. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich vor vielen Jahren mit Jeff Sutherland, Gunther Verheyen und vielen anderen Scrum-Enthusiasten an einem Tisch zum Abendessen saß, als wäre es das Normalste der Welt. Das kann nicht passieren, wenn du ein Buch liest, ein Video ansiehst oder ein Onlinetraining absolvierst.
Gemeinschaft macht den Besuch einer Konferenz einzigartig.
Deshalb solltest du versuchen, bei jedem Konferenzbesuch neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Kontakte zu pflegen. Ich muss zugeben: Ich habe Bekannte, die ich nur einmal im Jahr bei einer Konferenz sehe. Über die Jahre ist daraus eine Freundschaft gewachsen und ich weiß genau, an wen ich mich bei schwierigen Scrum-Fragen immer wenden kann.
Tipp 3: Denke immer daran, deinen Scrum-Methodenkasten zu füllen
Erfolgreiche Scrum Master sind Sammler.
Als Scrum Master bin ich immer auf der Suche nach neuen Methoden, wie ich Teams in der Anwendung von Scrum helfen kann. Deshalb mache ich mir in jedem Vortrag oder im Anschluss an eine Open-Space-Diskussion Notizen zu Methoden, die ich aufgeschnappt habe. Ich weiß nie, wann ich in eine Situation kommen werde, wo genau diese Methode mir helfen kann. Am Scrum Day 2022 saß ich im Vortrag von Steffi Götten über „Die Kraft von Visualisierungen und einer gemeinsamen Sprache“. Darin hat sie das Tool „All Minds All Ears“ vorgestellt. Mit diesem Tool lässt sich das dritte Thema der Sprint Planung „Wie wird die ausgewählte Arbeit erledigt?“ moderieren. Für mich war diese Technik deshalb besonders, da sie wirklich alle Entwickler in die Erstellung der Aufgaben eines Product-Backlog-Eintrags einbezieht. An diesem Tag war mir nicht bewusst, dass mir dieses Tool schon einige Wochen später hilfreiche Dienste erweisen würde.
Ein gefüllter Methodenkasten ist ein Vermögen wert.
Vergiss bei deinen Notizen nicht den Namen des Vortragenden. So hast du gleich einen Ansprechpartner, wenn du eine Frage zur Umsetzung hast. Und du hast einen Anknüpfungspunkt, um einen neuen Kontakt herzustellen. Die Möglichkeit, neue Techniken und Methoden zu sammeln, macht Konferenzbesuche besonders wertvoll.
Stimmst du meiner Ansicht zu? Schreib in die Kommentare, wozu du noch Scrum-Konferenzen besuchst oder weshalb für dich der digitale Weg besser funktioniert.