Mehr als 10 Teammitglieder? 4 bewährte Strategien zur Skalierung von Teams

Wir sind uns einig, dass wir nicht gleich mit 8 Teams die Entwicklung eines neuen Produkts beginnen sollten, sondern immer nur mit einem.

Aber wie skalieren wir dann auf mehrere Teams hoch, wenn wir an Entwicklungsgeschwindigkeit gewinnen wollen? Ab welcher Größe sollten wir das Team aufteilen? Sollten wir es wirklich aufteilen, wenn wir die Performance nicht gefährden wollen? Nach welchen Strategien sollten wir das Team aufteilen? Erst weitere Mitglieder hinzufügen und dann aufteilen oder erst aufteilen und dann weitere Mitglieder hinzufügen?

Wenn du dir diese Fragen stellst, dann ist dieser Artikel für dich genau richtig. Als Steward für das Scaled Professional Scrum Training ist es meine Aufgabe, neben meiner eigenen Erfahrung mit der Skalierung von Teams auch die Erfahrungen der weltweiten Professional Scrum Trainer Community und Experten auf diesem Gebiet, wie Heidi Helfand, Matthew Skelton und Manuel Pais, zusammenzutragen. Diese werde ich nutzen, um dir vier bewährte Strategien zur Beantwortung deiner Fragen an die Hand zu geben.

Was ist die optimale Teamgröße?

Bevor wir zu den Strategien kommen, widmen wir uns erst der Frage: Ab welcher Größe sollten wir ein Team aufteilen? Anders ausgedrückt: Was ist die optimale Teamgröße?

Die optimale Teamgröße ist 7.

So lautet die gängige wissenschaftliche Meinung. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Wobei für mich die Zahl 7 hier nicht ausschlaggebend ist, sondern das, was passiert, wenn wir zu einem Team noch eine weitere Person hinzufügen.

Betrachten wir ein Team mit sieben Personen. In einem Team mit sieben Mitgliedern gibt es 21 Kommunikationspfade zwischen allen Teammitgliedern. Damit ein Team effektiv auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten kann, muss Pfade aufrechterhalten werden. Fügen wir nun weitere Mitglieder zum Team hinzu, steigen auch die Kommunikationspfade, die aufrechterhalten werden müssen:

  • 8 Teammitglieder = 28 Kommunikationspfade
  • 9 Teammitglieder = 36 Kommunikationspfade
  • 10 Teammitglieder = 45 Kommunikationspfade

Wie wir sehen, verdoppelt sich beim Hinzufügen von nur drei weiteren Personen die Anzahl der Kommunikationspfade.

Die eigentliche Frage, die sich hinter der Frage nach der optimalen Teamgröße verbirgt, ist also folgende: Wie wirkt sich ein weiteres Mitglied auf die Arbeit der anderen Teammitglieder aus? Sind sie immer noch in der Lage, so effektiv wie zuvor auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten? Falls nicht, dann ist die optimale Teamgröße überschritten. Und spätestens ab dem 7. Teammitglied sollten wir ganz genau beobachten, welche Auswirkungen jedes weitere Teammitglied auf die Effektivität unseres Teams hat.

Wenn wir die für unser Team optimale Größe überschritten haben, müssen wir unser Team aufteilen.

Welche Strategien gibt es, um Teams zu skalieren?

Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns die Kombination möglicher Antworten auf die folgenden beiden Fragen an:

  • Sollte das Team aufgeteilt werden, bevor wir die Mitglieder hinzufügen?
  • Sollte das aktuelle Team stabil bleiben, also in seiner Zusammensetzung gleichbleiben?

Die Beantwortung dieser Fragen führt uns zu vier gängigen Modellen zur Skalierung von Teams:

Split & Grow: Erst das Team aufteilen, dann neue Mitglieder in die Teams aufnehmen

Wenn die Größe eines Teams verdoppelt werden soll, ist es hilfreich, das Team zunächst in zwei Teams aufzuteilen und erst anschließend neue Mitglieder hinzuzufügen. Auf diese Weise können schnell weitere Teams hinzugefügt werden. Und die neuen Teams müssen sich auch nur einmal neu zusammenfinden, um wieder leistungsfähig zu werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Großteil des Wissens und der Erfahrung des ursprünglichen Teams im neuen Team erhalten bleibt und nicht neu erworben werden muss.

Organic Growth: Menschen zu den Teams hinzufügen, dann das Team aufteilen

Wir sprechen von organischem Wachstum, wenn neue Mitglieder schrittweise in das Team aufgenommen werden und das Team erst dann aufgeteilt wird, wenn die maximale Größe überschritten wurde. Dieses organische Wachstum ermöglicht es den Teammitgliedern, so lange und so effizient wie möglich voneinander zu lernen, da es einfacher ist, das Wissen über das Produkt und die Arbeitsweise innerhalb eines Teams zu verbreiten als über Teamgrenzen hinweg.

Team Seeding: Neue Teams parallel hinzufügen

Laut einer Studie von Rally Software führen stabile Teams zu 60 % mehr Produktivität, 40 % mehr Berechenbarkeit und 60 % mehr Anpassungsfähigkeit. Wenn diese Vorteile bestehen bleiben sollen, ist es sinnvoll, parallel ein weiteres Team zu gründen, ohne das bereits Bestehende aufzuteilen. Dieser Ansatz ist auch hilfreich, wenn die bestehende Kultur nicht fortgeführt werden soll oder Probleme aus einer neuen Perspektive angegangen werden sollen.

Welcome Teams: Helfen neuen Mitarbeitern, die Arbeitsweise erst einmal kennenzulernen

Wenn wir neue Teammitglieder in bestehende Teams aufnehmen, können sie die Kultur und Arbeitsweise leicht kennenlernen. Ein Team, in welches neue Mitglieder rotieren, wird „Willkommensteam“ genannt. Laut Heidi Helfand eignen sich Teams mit einer stark kollaborativen Kultur am besten für Willkommensteams. Nach einiger Zeit bilden die neuen Teammitglieder ihr eigenes Team und übernehmen die Arbeitsweise des Willkommensteams. Ein weiter Vorteil dieses Ansatzes besteht – neben dem Austausch von Wissen und Erfahrung – darin, dass das leistungsstarke Willkommensteam nicht verloren geht, wenn das Team aufgeteilt wird.

Aus der Erarbeitung möglicher Skalierungsmodelle für Teams lernen wir, dass Skalierung nicht einfach passieren sollte.

Skalierung sollte eine bewusste Entscheidung sein.

Die Art und Weise, wie wir skalieren, sollte darin begründet sein, welche Strategie wir damit verfolgen. Ist der Wissensaufbau das Ziel, dann eignen sich die Methoden „Split & Grow“ und „Organic Growth“. Wollen wir hingegen auf keinen Fall an Entwicklungsgeschwindigkeit verlieren, dann könnte „Team Seeding“ am geeignetsten sein. Wenn es uns darum geht, neuen Mitarbeitern schnellstmöglich unsere Arbeitsweise näherzubringen, dann sollten wir die Strategien „Organic Growth“ und „Willkommensteams“ wählen.

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