Fesselst du deine Zuhörer? Wenn du diese 4 Tipps beherzigst, bleiben sie gespannt bis zum Ende des Vortrags

Was unterscheidet einen langweiligen Vortrag von einem, der die Zuhörer fesselt?

In den letzten 4 Wochen habe ich 4 Vorträge über Scrum, die Skalierung von Scrum und Evidence-Based-Management gehalten. Die Rückmeldungen der Zuhörer zeigten mir, was sie spannend fanden und was sie eher dazu angehalten hat, ihre E-Mails zu checken. 

Hier habe ich die Einsichten als vier praktische Tipps zusammengefasst. Sie werden auch dir helfen, deine Zuhörer so zu fesseln, dass sie bis zum Ende deines Vortrags bleiben wollen.

Tipp #1: Verpacke die Fakten in Geschichten, dann bleiben sie den Zuhörern in Erinnerung 

Als Vortragender ist es unsere Aufgabe, es dem Hippocampus so leicht wie möglich zu machen.

Der Hippocampus ist wie ein Pförtner für unser Langzeitgedächtnis. Seine Aufgabe ist es, Erinnerungen zu speichern, um sie abrufbar zu machen. Wir können nur Neues lernen, wenn wir es mit bereits bekanntem Wissen in unserem Gedächtnis verknüpfen können. Neues Wissen muss also an bereits vorhandenem Wissen andocken. Geschichten vereinfachen diesen Vorgang, da sie im Gegensatz zu reinen Fakten Emotionen hervorrufen und somit weitere Anknüpfungspunkte für das Gehirn liefern.

In einem Vortrag wollte ich die Tatsache erläutern, dass Ziele, Messungen und Verhalten untrennbar miteinander verbunden sind. 

Jeder, der bereits versucht hat, mit einem Team ein Ziel zu erreichen, kennt diese Tatsache. Wenn die Teammitglieder nur über ihre individuelle Leistung bewertet werden, wirkt sich die Messung auf das Verhalten aus und die Messung wird zum eigentlichen Ziel. Da ich mir aber nicht sicher war, ob sich jeder meiner Zuhörer mit dieser Situation identifizieren konnte, und ich alle erreichen wollte, versuchte ich die Tatsache mit folgender Geschichte zu erläutern:

Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft, herrschte in Indien eine Schlangenplage. 

Da die britischen Kolonialherren sich vor Schlangen fürchteten, setzten sie ein Kopfgeld auf die Kobras aus. Damit beabsichtigten sie, die Anzahl der Schlangen zu reduzieren. Daraufhin fingen findige Inder an, Kobras zu züchten, um sie anschließend zu töten und das Kopfgeld zu kassieren. Als die Masche aufflog, wurde die Prämie aufgehoben. Die Züchter ließen alle Schlangen frei und die Plage wurde noch schlimmer. 

Nach meinem Vortrag konnte ich folgenden Eintrag auf der Feedback-Wand lesen:

„Ich mag die Kobra-Story, die hast du kürzlich schon mal im Podcast erzählt. Ich habe sie gleich mal bei uns im Umfeld recycelt. 🙂 Danke Simon!“

Du solltest also so häufig wie nur möglich Geschichten verwenden, wenn du willst, dass Fakten deinen Zuhörern für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

Tipp #2: Beziehe deine Zuhörer alle 10 bis 15 Minuten mit ein, dann bleiben sie aktiv und du bekommst Feedback

Deine Zuhörer sind niemals unaufmerksam. 

So etwas gibt es nicht. Das Gehirn ist immer mit etwas beschäftigt. 

Als Sprecher müssen wir nur dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit uns gilt und nicht etwa dem Smartphone. Und das erreichen wir, indem wir dem Gehirn der Zuhörer immer neue Reize liefern. Eine einfache Art und Weise besteht darin, die Zuhörer regelmäßig miteinzubeziehen. In Online-Vorträgen ist das sehr einfach möglich, indem wir eine Folie mit einer Frage präsentieren und die Teilnehmer bitten, diese Frage im Chat zu beantworten.

Dieser kurze Austausch hilft uns, nicht nur die Zuhörer einzubringen, sondern er liefert uns auch

  • eine Rückmeldung, wie gut die Zuhörer uns folgen können, und
  • Fragen, die wir sofort aufgreifen können, um somit relevante Beispiele im weiteren Verlauf des Vortrags zu geben.

Aus meiner Erfahrung sollten zwischen den Impulsen an die Zuhörer nie mehr als 15 Minuten verstreichen. Dadurch begrenzen wir das Risiko, dass wir sie verloren haben, auf 15 Minuten. 

Tipp #3: Traue dich, spezifische Erklärungen zu geben, dann verwirrst du deine Zuhörer nicht

Warum ist es so wichtig, spezifisch zu sein? 

Häufig höre ich, dass abstrakte Erklärungen deine Expertise in einem Gebiet ausweisen. Experten verwenden sie, um komplexe Ideen schnell anderen Personen zu vermitteln, die auch Experten auf diesem Gebiet sind. 

Sollte diese Aussage wahr sein, dann wohl nur im universitären Bereich. Für einen Vortrag vor Führungskräften oder Praktikern bewirkt sie das Gegenteil:

Abstraktion verwirrt.

Aus drei Gründen ist eine konkrete Erklärung immer einer abstrakten vorzuziehen: 

  1. Wir können bei einem Vortrag nicht annehmen, dass die Zuhörer über das gleiche Wissen und die gleiche Erfahrung in dem Vortragsthema verfügen wie wir.
  2. Als Vortragender ist es unsere Arbeit und nicht die der Zuhörer, Ideen und Inhalte so aufzubereiten, dass sie mühelos aufgenommen werden können.
  3. Abstraktion kann schnell den Eindruck erwecken, dass wir die Dinge, von denen wir erzählen, selbst nicht erlebt haben und nur auf Wissen und Erfahrungen anderer zurückgreifen.

Hier ein Beispiel: Wie wirkt es auf dich, wenn ich Folgendes sage?

„Nexus ist ein einfaches Rahmenwerk.“ 

Jetzt spezifischer ausgedrückt:

„Nexus erweitert die Elemente, die wir bereits aus Scrum kennen, um ein Nexus Sprint Planning, ein Nexus Daily Scrum, eine Nexus Sprint Retrospektive, ein Nexus Sprint Backlog, ein Nexus Integrationsteam und ein übergeordnetes Refinement.“

Wie spezifisch ist spezifisch genug? 

Wenn du glaubst, dieses Beispiel wäre schon spezifisch genug, dann mache es noch einmal spezifischer. 

„Nexus erweitert die 11 Elemente, die wir bereits aus Scrum kennen, also Sprint, Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retrospektive, Product Owner,  Developer, Scrum Master, Product Backlog, Sprint Backlog und Inkrement um weitere 7 Elemente: Nexus Sprint Planning, Nexus Daily Scrum, Nexus Sprint Retrospektive, Nexus Sprint Backlog, Nexus Integrations Team und ein übergeordnetes Refinement.“

Für mich ist diese Frage der ultimative Test, ob eine Erklärung oder ein Beispiel spezifisch genug ist oder nicht: 

Glaube ich, dass es nur noch eine Person im Raum gibt, die sich mit diesem Beispiel identifizieren kann? Wenn die Antwort „ja“ lautet, dann ist es konkret genug. 

Wenn du willst, dass dir deine Zuhörer Gehör schenken, dann sei glaubwürdig. Glaubwürdigkeit entsteht durch spezifische Angaben.

Tipp #4: Vergiss niemals den „Call 2 Conversation“ am Ende, denn dein Vortrag ist nur der Beginn

Viele Sprecher fragen sich: „Wie sollte ich meinen Vortrag beenden?“

Wenn der Abschluss deines Vortrages nur darin besteht, noch einmal alles zusammenzufassen, was du bereits in der letzten Stunde erzählt hast, dann lass diese Zusammenfassung einfach weg. Die Zuhörer hassen es, wenn Sprecher ihre Zeit damit verschwenden, sich zu wiederholen – allerdings LIEBEN sie es, wenn der Autor das Selbstbewusstsein hat, zu wissen, wann er aufhören sollte zu reden.

Nun verrate ich dir mein Geheimnis, wie ich meine Vorträge beende:

Ich mache den Zuhörern ein weiteres Angebot, das sie nichts kostet und von dem ich denke, dass sie davon profitieren werden. Ich lade sie etwa ein, mir auf LinkedIn zu folgen, dort veröffentliche ich jeden Montag einen Beitrag, der ihnen helfen wird, Scrum effektiv anzuwenden. Ein Vortrag stellt für mich den Beginn eines Gesprächs dar und diese Unterhaltung will ich nicht abreißen lassen.

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