8 Dinge, die angehende Agile Führungskräfte von Scrum Mastern lernen können
Angehende Führungskräfte, die agil arbeiten wollen, sind häufig aufgeschmissen.
Zwar arbeiten die meisten Produktteams bereits nach Scrum, aber das Management vertraut weiterhin auf einen von Kontrolle geprägten Führungsstil. Die Führungskräfte, die in der Agilität die Arbeitsweise der Zukunft sehen und deshalb die Agile Transformation weiter vorantreiben wollen, stellt dies vor ein Problem:
Wen sollen sie sich im Unternehmen zum Vorbild für diesen neuen Weg nehmen?
Aus unserer Kindheit wissen wir, dass wir am schnellsten lernen, wenn wir andere nachahmen. Angehende Führungskräfte zweifeln nun zu Recht daran, ob sie wirklich ihren hierarchisch geprägten Manager nachahmen sollen, um einen Agilen Führungsstil zu entwickeln.
Meine Antwort lautet: Nimm dir lieber Scrum Master zum Vorbild.
Erfolgreiche Scrum Master verkörpern alles, was die Agile Arbeitsweise ausmacht. Solltest du meinem Rat folgen, dann findest du in diesem Beitrag 8 Dinge, die du von erfahrenen Scrum Mastern lernen kannst. Aus meiner jahrelangen Arbeit mit Agilen Führungskräften sind das genau die Dinge, die eine Agile Führungskraft von einer Führungskraft unterscheiden.
#1: Mit Werten und Prinzipien führen
Scrum Master führen ihr Team an, indem sie die Scrum Werte und Prinzipien leben.
Erfahrene Scrum Master treffen Entscheidungen, die die Ergebnisse des Teams transparenter machen und den Teammitgliedern helfen, ihre Arbeitsweise zu überprüfen und anzupassen. Sie helfen den Mitgliedern des Scrum Teams beständig dabei, Fokus, Verpflichtung, Offenheit, Mut und Respekt hochzuhalten. Dabei gehen sie immer zuerst mit gutem Beispiel voran und leben die Scrum Werte und Prinzipien täglich auf Neue vor.
Als Agile Führungskraft kannst du von Scrum Mastern lernen, Führung als Vorbildfunktion zu begreifen und deine Handlungen und Entscheidungen konsequent im Einklang mit den Werten und Prinzipien des Manifests für Agile Softwareentwicklung zu treffen.
#2: Ziele gemeinsam erarbeiten
Was unterscheidet ein Scrum Team von einer Gruppe von Entwicklern?
Scrum Teams haben Ziele. Erfahrene Scrum Master helfen ihren Scrum Teams lohnende Ziele zu identifizieren und diese gemeinsam zu verfolgen. Produkt-Ziel und Sprint-Ziel vereinen nicht nur eine Gruppe zu einem Team, sondern sie machen auch die strategische und taktische Ausrichtung der Arbeit für alle im Unternehmen transparent. Das erleichtert die Zusammenarbeit über Teamgrenzen hinweg und ermutigt außerdem die Teammitglieder.
Den gleichen Effekt kannst du als Agile Führungskraft mit Unternehmensmission und den Unternehmenszielen erzielen.
#3: Hindernisse transparent machen und beseitigen
Hindernisse zu beseitigen ist die Tätigkeit, die Scrum Master von allen anderen Menschen im Unternehmen unterscheidet.
Scrum Master setzen nicht ihre eigene Agenda um, sondern sie stellen ihre Arbeit ganz in den Dienst des Scrum Teams. Es ist ihre Aufgabe, das Team dabei zu unterstützen, alle Probleme, die sich dem Team bei der Erreichung ihrer Ziele in den Weg stellen, zu beseitigen. Scrum Master machen das, indem sie die Probleme an einem Impediment-Board für alle sichtbar und transparent machen und gemeinsam mit dem Team Wege suchen, um diese zu lösen. Dabei beseitigen sie in den wenigsten Fällen die Hindernisse eigenständig, sondern sie übernehmen viel mehr die Verantwortung dafür, dass die Probleme vom Team gelöst werden.
Als Agile Führungskraft kannst du diese Praktik übernehmen. Wenn es Probleme gibt, die mehrere Teams oder Unternehmenseinheiten daran hindern, ihre Ziele zu erreichen, solltest du die Verantwortung für die Beseitigung übernehmen.
#4: Selbstmanagement-Fähigkeit ausbauen
Müssen Teams wirklich lernen, sich selbst zu managen?
Managementprozesse, die Qualität durch Vereinheitlichung und Standardisierung sicherstellen, führen häufig dazu, dass Mitarbeiter die Selbstmanagement-Fähigkeit verlernen. Sie müssen ihre Arbeiten nicht mehr selbst organisieren, da Prozesse diese Aufgabe für sie übernehmen. Dabei gibt es nur einen Haken: Vereinheitlichung und Standardisierung entfesseln nur in den wenigsten Fällen kreatives Problemlösen und Innovationsdenken. Aber diese Fähigkeiten sind in einer digitalen Welt die Grundvoraussetzung, um langfristig Kunden und Nutzer begeistern zu können. Scrum Master haben das verstanden und helfen deshalb ihren Teams eigene Prozesse zu finden, die Einfallsreichtum und Neugierde belohnen.
Als Agile Führungskraft kannst du das in deine Arbeit mit Teams übernehmen, indem du keine Lösungen vorgibst, sondern nur das Problem skizzierst und die Lösung den Teams überlässt.
#5: Beziehungen und Begegnungen fördern
Was unterscheidet Management und Führung?
Management ist das, was wir mit Dingen tun. Führung ist das, was wir mit Menschen tun. Scrum Master sind keine Manager. Sie sehen ihr Team nicht als eine Maschine, bei welcher Teile ausgetauscht werden müssen, wenn das Team nicht wie gewünscht funktioniert. Menschen sind komplex und die Interaktion zwischen ihnen auch. Scrum Master fördern deshalb die Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen nicht mit Regeln und Verboten, sondern mit Artefakten und Events. Es braucht Backlogs, Ziele und Produktinkremente, um die aktuelle Zusammenarbeit transparent zu machen und regelmäßige Events, um konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Durch die Einführung unternehmensweiter und regelmäßiger Events förderst du Begegnungen im Unternehmen auf allen Ebenen.
#6: Kontinuierliche Verbesserung fördern
Agilität ist die Fähigkeit, sich anzupassen, um Veränderungen als Wettbewerbsvorteil zu nutzen.
Erfolgreiche Veränderung beruht auf drei Faktoren:
- Verbesserungspotenziale müssen sichtbar sein
- Veränderung sollte regelmäßig passieren
- Veränderung muss intrinsisch motiviert sein
Letztere entfesselt mehr Kreativität und Umsetzungswillen. Die Sprint Retrospektive in Scrum ermöglicht dies. Durch das Durchführen der Sprint Retrospektive fördern Scrum Master ständige Verbesserung. Agile Führungskräfte, die davon überzeugt sind, dass Veränderung Teil der Kultur sein sollte, können von Scrum Mastern lernen, dass der Schlüssel zum Erfolg die Regelmäßigkeit ist. Häufige kleine Veränderungen fördern die Anpassungsfähigkeit langfristig und etablieren Veränderung als Bestandteil der Unternehmenskultur.
Für Agile Unternehmen ist Veränderung Teil der Unternehmens-DNA.
#7: Empirisches Arbeiten zur Norm machen
Scrum ist ein Rahmenwerk, um empirisches Arbeiten zu erlernen und zu verankern.
Erfahrene Scrum Master wissen, dass es kein Garant für Erfolg ist, wenn man die Regeln des Scrum Rahmenwerks perfekt befolgt. Die Anwender jeden Tag aufs Neue zu begeistern ist hingegen ein Garant für langfristigen unternehmerischen Erfolg. Die Grundlage dafür stellt die regelmäßige Auslieferung nutzbarer und nützlicher Software dar. Indem Teams nach Scrum arbeiten, erlernen sie genau diese Fähigkeit. Diese stellt die Grundlage für empirisches Arbeiten dar. Denn am Ende gewinnt das Unternehmen, dessen Teams am schnellsten lernen, was die Kunden begeistert.
Als Agile Führungskraft kannst du dir diese Einstellung zum Vorbild nehmen und die Verbesserung der Time-to-learn auch für Nicht-Scrum-Teams als Erfolgsmetrik sehen.
#8: Menschen über Prozesse stellen
Im Kern geht es bei Scrum nicht um Prozesse, sondern um Menschen.
Teams, die effektiv nach Scrum arbeiten, etablieren Rituale. Rituale führen zu Gewohnheiten und diese letztlich zu Kultur. Genauer gesagt führen Scrum Events zu neuen Gewohnheiten im Team, die Scrum Artefakte verankern neue Symbole im Unternehmen und Teams stellen die neuen Helden im Unternehmen dar. Dadurch, dass Scrum Master die Verantwortung für die effektive Einführung und Umsetzung von Scrum übernehmen, lenken sie die Kulturgestaltung des Unternehmens maßgeblich. Diese Einsicht ist als das Larmans-Gesetz bekannt.
Indem du Teamergebnisse als wichtiger einstufst als die individuellen Ergebnisse einzelner Mitarbeiter, trägst du diese Kulturveränderung weiter ins Unternehmen hinein.