Scrum-Trainer Pascal Gugenberger beim Interview

Auf Lernreise zum Advanced Certified Scrum Developer

Pascal, du bietest gemeinsam mit deinen Partner:innen von “Jensen und Komplizen” regelmäßig Trainings an, über die man sich zum CSD® und darauf aufbauend zum A-CSD ausbilden und von der Scrum Alliance® zertifizieren lassen kann. Diese beiden eigentlich separaten Trainings bietet ihr aber auch noch in einem ganz anderen Format an: Einer Lernreise. 

Was genau können wir uns unter dem Trainings-Format der Lernreise vorstellen?

Pascal: Die Lernreise ist eine tolle Alternative zu den Kompakttrainings. Die Kompakttrainings finden typischerweise an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen statt, an denen die Kursinhalte zeitlich sehr konzentriert erarbeitet werden. Bei der Lernreise ist der Zeitraum deutlich weiter gestreckt: Hier treffen wir uns an acht Terminen, zwischen denen jeweils etwa zwei Wochen liegen und dort dann nur für einen verlängerten Vormittag von 9-14 Uhr. 

Was ist der Nutzen davon, die einzelnen Kurs-Termine zeitlich so zu strecken? 

Man kann die gelernten Inhalte in Kontakt mit seinem eigentlichen Alltag bringen. Man probiert Dinge aus, man “macht” Dinge, die man im Kurs als neuen Impuls mitgenommen hat. Dadurch profitiert der Lernprozess natürlich enorm. Auf der anderen Seite entstehen so aber auch neue Fragen, auf die man sonst nicht gekommen wäre. Die kann man dann wieder mit zum nächsten Trainingstermin nehmen, erlebte Situationen gemeinsam reflektieren und Lösungen finden, die man dann wieder konkret testen kann.
Dieses Wechselspiel zwischen Trainingsraum und realem Arbeitsalltag bringt einen sehr großen Vorteil gegenüber den Kompakttrainings mit sich. Der Lernerfolg ist viel nachhaltiger.

Hast du dafür vielleicht ein konkretes Beispiel?

Im Bereich der Software-Entwicklung bringen Teilnehmer:innen teilweise ein echtes Stück Code aus der Praxis mit und sagen: “Ich habe versucht, mit Test Driven Development den nächsten Schritt Richtung fertiges Feature zu machen, aber ich habe es nicht geschafft. Wie könnte das funktionieren?” Dann schauen wir uns das gemeinsam an und finden vielleicht den Kniff, den es noch brauchte.

Oder anderes Beispiel: Viele Entwickler:innen erkennen keinen echten Sinn im Daily Scrum, an dem sie teilnehmen müssen. Wir nutzen das auch im Training zur Weiterentwicklung unseres Trainingsproduktes. Dort lernen sie dann zu verstehen, dass es ein wirklich wichtiges Instrument ist, wenn es sinnvoll genutzt wird. Sie haben dann so die Möglichkeit, neue Impulse in ihr Arbeitsumfeld zu tragen und zu sagen, dieses oder jenes sollten wir verändern, damit es uns wirklich etwas bringt.

A-CSD Badge
Certified Scrum Developer (CSD) Badge

Kurzinfo Lernreise CSD+A-CSD:

  • umfasst Kursinhalte von zwei aufeinander aufbauenden Trainings (CSD+A-CSD)
  • zweifache Zertifizierung der Teilnehmer:innen nach erfolgreichem Abschluss
  • zeitlicher Umfang: 8 Termine à 5 Stunden mit je ca. 2 Wochen Abstand
  • Online-Training
  • mindestens zwei Trainer
  • Gelerntes kann in der Zeit zwischen den Terminen im eigenen Arbeitsumfeld angewandt werden und aufkommende Fragen wieder mit zurück ins Training gebracht und dort besprochen werden
  • Vorteil u.a. für Teilnehmer:innen, die bereits Vorerfahrung mit Scrum mitbringen: Sie müssen sich nicht erst über die Grundlagen in einem separaten CSD-Training zertifizieren lassen

Unterscheiden sich Lernreise und Kompakttraining auch inhaltlich?

Nein, unterschiedlich ist nur, welche Inhalte in welchem Zeitraum vermittelt werden. Natürlich werden im Kompakttraining die Inhalte zum CSD und zum A-CSD separat behandelt, bei der Lernreise können wir den Übergang fließender gestalten. Jedoch werden bei allen Formaten, die wir anbieten, also auch im Kompaktkurs, die Kursinhalte sehr interaktiv vermittelt. Wir entwickeln gemeinsam ein Produkt und definieren dafür Sprints. Das Ziel ist es, am Ende wirkliche Inkremente, also ein Stück funktionierende Software, als agiles Team erarbeitet zu haben und dabei etwas Neues zu lernen. Das genau bedeutet Scrum. 

Die agilen Grundlagen und Inhalte sind dabei bei allen Formaten dieselben und werden im Training praktisch angewandt.

Über den Vorteil des Wechselspiels zwischen Trainingstermin und Arbeitsalltag haben wir oben bereits gesprochen. Welche weiteren Vorteile hat für dich das Format der Lernreise?

Der Grund, der mich ursprünglich dazu motiviert hat, das Konzept der Lernreise anzugehen, war, auf diesem Weg eine Möglichkeit zu schaffen, den wirklich umfangreichen und vielschichtigen Lernstoff in besser handlebare ”Häppchen” zu fassen. Kleinere Einheiten kann man sich leichter aneignen und ist dann bereit, das Nächste anzugehen. Viele der Inhalte sind aufeinander aufbauend, sodass es sehr wichtig ist, dass zugrundeliegender Stoff nicht in der Fülle der Inhalte untergeht. Bei Scrum geht es in vielen Punkten um eine Denkweise, um ein Mindset und da ist es notwendig, dass das Ganze durch praktische Anwendung und über die Zeit sacken kann. 

Ein ganz praktischer Vorteil ist sicherlich auch die gute terminliche Vereinbarkeit mit dem eigenen Job. Ich muss mich nicht zweimal für drei ganze Tage ausklinken, um bis zum A-CSD zu kommen, sondern ich mache das etwa alle zwei Wochen an einem Tag von 9-14 Uhr.
Natürlich gibt es auch Teilnehmer:innen, die den zeitlich konzentrierten Kompaktkurs bevorzugen und es genießen, mal ein paar Tage am Stück sich nur darauf zu konzentrieren.

Damit wären wir beim Thema “Lerntyp”: Da gibt es ja klare Unterschiede, wie Menschen am besten Inhalte lernen und womit sie sich persönlich am wohlsten fühlen. Gibt es einen bestimmten Lerntyp, dem du die Lernreise oder das Kompakttraining empfehlen würdest?

Klar gibt es da persönliche Präferenzen, auf die man nach Möglichkeit Rücksicht nehmen sollte. Das schöne ist ja, dass wir mit beiden Formaten echte Alternativen für dieselben Inhalte anbieten können. 

Ich möchte noch auf einen anderen Vorteil hinweisen: Es ist nicht selten so, dass Teilnehmer:innen die Lernreise zu schätzen wissen, die bereits einiges an Vorwissen zu Scrum mitbringen, über die Grundlagen aber noch nicht zertifiziert sind. Oder sie streben den A-CSD an, haben aber eine Zertifizierung der scrum.org. Die können über die Lernreise zum A-CSD die Zertifizierung zum CSD gleich “mitnehmen”, ohne hier das Basis-Kompatkttraining nochmal separat absolvieren zu müssen.

Bietet ihr die Lernreise zum A-CSD als Online- oder Präsenzkurs an?

Bislang nur als Online-Kurs, da es durch die acht Termine mit dem Arbeitsalltag der Teilnehmer:innen dann doch leichter vereinbar ist. Übrigens sehen wir aber auch einen weiteren Vorteil von Online-Trainings: Die entsprechen sehr häufig der tatsächlichen Arbeitssituation der Teilnehmer:innen. Sie lernen nützliche Tools und Kommunikationsweisen kennen, die sie wieder direkt mit in ihre Teams nehmen können.
Und es hat sich gezeigt, dass im Vergleich einige Dinge online sogar einfacher funktionieren.

Die Kombi-Lernreise zum CSD und A-CSD ist als Online-Training über acht Termine konzipiert (Foto: P. Gugenberger).

Wie zum Beispiel…?

Wenn es darum geht, sich in Gruppen aufzuteilen und sich separat zusammenzusetzen, passiert das online meistens in wenigen Sekunden. In Präsenztrainings beobachten wir, dass da deutlich mehr Zeit vergeht (lacht).

Bietest du auch noch andere Trainings im Format der Lernreise an?

Ja, auch die Trainings zum Advanced Certified Scrum Master und zum Advanced Certified Product Owner biete ich immer wieder als Lernreise an, bei der man also ohne Vorzertifizierung teilnehmen kann. Auch hier habe ich sehr gute Erfahrung mit dem Format gemacht.

Bei allen deinen Trainings gibt es durch deine Zusammenarbeit mit “Jensen und Komplizen” die Besonderheit, dass ihr mindestens zu zwei Trainern arbeitet, in manchen Fällen haltet ihr das Training sogar zu dritt ab. Welchen Mehrwert habe ich dadurch als Teilnehmer:in?

Ein Vorteil liegt natürlich in den unterschiedlichen Perspektiven, die die Trainer einbringen. Dadurch wird ein Thema mal so, mal von einer anderen Seite beleuchtet. Auch hat jeder Trainer natürlich seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen aus der Praxis mitgebracht. Als Teilnehmer profitiert man so von noch mehr praktischer Erfahrung.

Außerdem arbeiten die Teilnehmenden oft parallel in mehreren kleinen Gruppen. Besonders in einem Remote-Setting kann man bei mehreren Trainern hier einfacher eine optimale Betreuung gewährleisten.

Und natürlich bietet echte Software-Entwicklung im Training auch Raum für echte Probleme. Mit mehreren Trainern hat man hier eine größere Flexibilität, wie man damit umgeht. Durch dieses Sicherheitsnetz können wir uns als Trainer mehr Realität “trauen”, was sehr zur Qualität und Authentizität des Lernerlebnisses beiträgt.

Und zu guter Letzt macht mehr Vielfalt auch uns Trainern mehr Spaß, und mit Spaß lernt es sich einfach leichter!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Hier geht es zu den aktuellen Terminen der Scrum-Alliance-Trainings von Pascal

Pascal Gugenberger

Über Pascal

  • Pascal ist Diplom-Informatiker, zertifizierter Software-Architekt des International Software Architecture Qualification Board (iSAQB) und passionierter Software-Entwickler mit über 25 Jahren praktischer Entwicklungserfahrung
  • Seit 2021 ist Pascal Teil des Colenet-Teams und hilft als Scrum-Trainer® (CST®) und systemischer Business-Coach Teams und Organisationen dabei, die Arbeitsweise zu finden, die für sie am sinnvollsten ist und in der sich alle Beteiligten wiederfinden.
  • Als Mitglied der Learning-Objectives-Working-Group für den Path-to-CSP für Developer ist er für die Lerninhalte und Standards der Scrum Alliance für Developer-Trainings mitverantwortlich.
  • Als Training-from-the-Back-of-the-Room-Facilitator verzichtet er auf Folienschlachten und fördert die Trainings-Teilnehmer:innen durch intensive Übungen und Diskussionen — immer mit dem Ziel einer nachhaltigen Lernerfahrung.

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