Kletterer an Steilwand

Mut und Leadership

Dieser Beitrag dreht sich um Mut. Warum ist Mut wichtig für einen Leader? Ist es so, dass man Mut entweder hat oder eben nicht? Kann ich etwas tun, um mutiger zu werden?

Es ist mir ein Anliegen, dieses Thema anzusprechen und einige Antworten darauf zu geben, denn ich habe selbst immer wieder erlebt, wie wichtig Mut für gute Führung ist und wie zutiefst menschlich Leadership dadurch wird — und gleichzeitig: wie schwer…

Was hat Mut mit Leadership zu tun?

„Clear is kind!“ heißt das Sprichwort. Also sagen wir es gleich am Anfang klar und deutlich: Mut und Leadership hängen ganz eng zusammen. Oder anders gesagt: Leadership ohne Mut gibt es nicht!

Da das nicht nur meine persönliche Meinung ist, greife ich an verschiedenen Stellen des Beitrags auf Erkenntnisse einer bekannten und erfolgreichen Leadership-Forscherin und Buchautorin zurück, Brené Brown. Für ihr Buch „Dare to Lead“ hat sie über 150 erfahrene Führungskräfte genau zu diesem Zusammenhang befragt. Sie hat ihnen dazu folgende Frage gestellt: 

Was, wenn überhaupt, müssen Leader an der Art, wie sie heute führen, ändern, damit sie erfolgreich sein können in einer sich rapide ändernden Welt, in der sie mit scheinbar unlösbaren Herausforderungen und einem unstillbaren Hunger nach Innovation konfrontiert sind?

Brené Brown

Übrigens fragt sie dabei, obwohl sie ganz gewiss nicht aus der agilen Szene stammt, direkt nach Leadership in einer Welt, die Agilität erfordert, auch wenn das Wort nicht fällt.

Doch nun zur verblüffend einhelligen Antwort. Denn auch wenn die Führungskräfte aus ganz unterschiedlichen Unternehmen, Branchen und Bereichen kamen, so waren sie sich doch erstaunlich einig. Ihre Antworten lassen sich in einem Satz zusammenfassen:

Wir brauchen mutigere Führungskräfte und Unternehmenskulturen, die mutiges Verhalten stärker fördern.

Was für ein Statement! Wenn wir in einer sich rapide ändernden Welt als Leader erfolgreich sein wollen, brauchen wir mehr Mut als bisher üblich ist. Wie kommt das?

Wozu brauchen Leader Mut?

Hier gingen die Antworten der befragten Leader zunächst weit auseinander und zeigten, wie breitgefächert und unterschiedlich ihr Background und ihre Erfahrungen waren.

Um die Bedeutung von Mut besser zu verstehen, lohnt es sich zu schauen, was Unternehmen heute eben NICHT erfolgreich macht, was sie bremst. Hier ist wieder mehr Gemeinsamkeit zu erkennen. Brené Brown zählt auf Basis dieser und weiterer Interviews 10 typische Verhaltensweisen in Unternehmen auf:

  • Wir vermeiden schwierige, unangenehme Gespräche, darunter auch, ehrliches, konstruktives Feedback zu geben. Der Effekt ist fehlende Klarheit, weniger Vertrauen und Engagement und dafür mehr problematische Verhaltensweisen wie passive Aggressivität, Reden hinter dem Rücken, das Meeting nach dem Meeting oder ein gesagtes Ja, das eigentlich ein Nein ist.
  • Wir legen nicht genug Wert auf menschliche Verbindung und Empathie. Dadurch geht Vertrauen verloren, was die Zusammenarbeit erschwert
  • Zu wenige Leute gehen sinnvolle Risiken ein oder entwickeln und teilen mutige Ideen, weil sie befürchten, lächerlich gemacht zu werden, falls die Idee nicht erfolgreich ist
  • Zu viel Scham und Schuld, zu wenig Verantwortungsübernahme und Lernen
  • Leute vermeiden wichtige Gespräche aus Angst, falsch wahrgenommen zu werden, etwas falsches zu sagen oder Unrecht zu haben.
  • Wir vermeiden ernsthafte ernsthafte Problemanalyse und Lösungsfindung und ziehen stattdessen leichter und schneller machbare Quick-Fixes vor.
  • Perfektionismus und Angst halten Menschen davon ab, zu lernen und zu wachsen.

Als ich selbst diese Liste zum ersten Mal gesehen habe, sind mir sofort entsprechende Situationen eingefallen. Und mir ist auch bewusst geworden, wie oft ich selbst gezögert habe, in solchen Situationen aufrecht dazustehen und mich und andere durch unser Unbehagen zu führen. 

Denn hinter diesen Verhaltensweisen aus dem Arbeitsumfeld stecken eigentlich viel grundlegendere, zutiefst menschliche Themen. Was passiert mir, wenn ich jetzt aufstehe und etwas sage? Werden die anderen lachen oder schlecht über mich reden, wenn ich etwas zum ersten Mal probiere und es klappt nicht?

Du siehst es vielleicht schon durchscheinen: Um diese Themen anzugehen, braucht es … MUT. Und das führt zu einer ganz spannenden Frage:

Woher kommt Mut?

Viele Menschen denken, Mut sei einfach angeboren. Jemand ist halt mutig oder eben nicht. Entweder Held oder Schisser! 

Zum Glück ist das nicht wahr. Mut und Angst schließen sich nicht gegenseitig aus. Die meisten von uns fühlen sich zugleich mutig und ängstlich. Da ist einerseits der Impuls, zu tun, was eben getan werden muss! Und andererseits der Wunsch nach Schutz und Sicherheit. Wer kennt diese Gedanken nicht: “Soll ich den unsichtbaren Elefant im Raum ansprechen? Mir ist so klar, dass wir endlos weiter im Kreis reden werden, wenn es nicht jemand tut. Aber muss ich das sein? Was werden die anderen denken? Werden sie lachen, oder das Gesagte sogar gegen mich verwenden?” Man spürt die eigene Verletzlichkeit ganz deutlich und intensiv. Es wäre so viel sicherer, jetzt eine:r von all den anderen zu sein, die einen gerade mit großen Augen anschauen.

Es geht also nicht darum, keine Angst zu fühlen, keine Furcht vor Verletzung. Sondern darum, wie wir mit dieser Furcht umgehen.

Kann man mutiger werden?

Viele Menschen glauben, Mut hat man oder eben nicht. Doch das ist zum Glück nicht so. Mut fördernde Fähigkeiten kann man tatsächlich entwickeln. Brené Brown beschreibt in ihrem – übrigens sehr empfehlenswerten – Buch “Dare to Lead” vier konkrete, vermittelbare und damit erlernbare Fähigkeiten, mit denen man mehr Mut entwickeln kann. Und das führt nicht zu einer besseren Leadership in unsicheren Zeiten, sondern geht viel tiefer. Es führt dazu, dass Angst und Selbstschutz den Klammergriff um das eigene Leben verlieren.

Für den weiteren Weg habe ich dir noch ein paar Fragen mitgebracht:

  • Beobachte dich mal selbst. Wie ist es für dich? Wann machst du den erforderlichen mutigen Schritt und wann lässt du dich eher von Angst leiten?
  • Und wie wirst du selbst geführt? Wo bemerkst du in dieser Führung Absicherung, Selbstschutz, Umgehen von Dingen, die Mut erfordern? Und wo bemerkst du echten Mut?
  • Wie willst du sein? Und was hält dich davon ab?
  • Was hilft dir, mutig zu sein?

Wenn du magst, teile gerne deine Gedanken dazu über die Kommentarfunktion. Welche Bedeutung hat Mut für gute Leadership und für dich ganz persönlich?

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