Der Halo-Effekt in Scrum. Wie unser Urteil in Scrum und im Alltag getrübt wird und 5 Dinge, die du sofort dagegen unternehmen kannst.

Der Halo-Effekt in Scrum: Wenn unser Urteil getrübt wird

Scrum-Teams sind in der Regel eine bunte Mischung aus verschiedenen Persönlichkeiten und Fähigkeiten. Aber manchmal kann eine einzige positive Eigenschaft dazu führen, dass wir jemanden oder etwas überbewerten – das ist der Halo-Effekt. Doch wenn wir uns auf die falschen Dinge konzentrieren, kann das zu Entscheidungen führen, die nicht auf Fakten basieren. „Halo“ hat nichts mit einer Begrüßung zu tun, sondern ist das englische Wort für „Heiligenschein“.

Wie funktioniert der Halo-Effekt?

Der Halo-Effekt funktioniert immer gleich: Aus einfach zu beschaffenden oder besonders plakativen Faktoren, schließen wir automatisch auf schwieriger zu eruierende Eigenschaften. Edward Lee Thorndike hat den Halo Effekt vor fast 100 Jahren bereits untersucht. Eine einzige positive oder negative Eigenschaft (zum Beispiel sozialer Status, Alter) erzeugt ein positiven oder negativen Eindruck, welcher alles andere überstrahlt und dadurch den Gesamteindruck unverhältnismäßig verzerrt.

Schönheit ist eines der meist erforschten Beispiele. Wenn wir jemanden als schön empfinden, wirkt er auf uns automatisch netter, kompetenter, ehrlicher und intelligenter. Die Werbung macht sich diesen Effekt auch zu nutze. Hast du dich je gewundert, weshalb gut aussehende Sportler für ein bestimmtes Produkt werben? Der Halo-Effekt ist die Antwort. Die positiven assoziierten Eigenschaften werden auf das Produkt übertragen, unwissentlich. Wenn also das nächstes Mal ein Tennis-Profi Werbung für eine Kaffeemaschine macht, von der er wahrscheinlich nicht viel Ahnung hat, dann kannst du nun ein objektiveres Urteil fällen.

Ein persönliches Beispiel in Scrum

Ich erinnere mich an eine Situation, bei der ich selbst von dem Halo-Effekt betroffen war. Ich war Teil eines Scrum-Teams. Einer der Entwickler war unglaublich charismatisch und hatte eine starke Präsenz im Team. Trotzdem waren wir uns alle einig, dass er nicht der beste Entwickler im Team war. Aber wegen seiner positiven Ausstrahlung wurden ihm immer wieder wichtige Aufgaben zugewiesen – und wir waren überrascht, als seine Leistungen enttäuschend waren. Wir hatten uns von seiner Persönlichkeit blenden lassen und dabei wichtigere Fähigkeiten übersehen und vergessen zu Fragen und die Annahmen zu prüfen.

Wie kann man dem Halo-Effekt entgegenwirken?

  1. Vielfältige Feedbackquellen nutzen: Sammle Feedback von verschiedenen Personen und Perspektiven, um ein möglichst breites Bild zu bekommen.
  2. Keine Vorurteile zulassen: Stelle sicher, dass du dich von Vorurteilen und Annahmen freihältst und dich stattdessen auf die konkreten Leistungen und Fähigkeiten des Teammitglieds konzentrierst.
  3. Reflektieren und hinterfragen: Überprüfe regelmäßig deine eigenen Beurteilungen und Annahmen und hinterfrage sie, um sicherzustellen, dass sie nicht durch den Halo-Effekt beeinflusst werden.
  4. Diversität und Inklusion fördern: Stelle sicher, dass die Zusammensetzung des Scrum-Teams divers und inklusiv ist, um möglichen Vorurteilen und einseitigen Perspektiven entgegenzuwirken.
  5. Auf objektive Metriken achten: Verwende in Scrum Messmethoden, die objektiv und datenbasiert sind.

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Quellen:
Rolf Dobelli „Kunst des klugen Handelns“, 2012, Carl Hanser Verlag, München
Rolf Dobelli „Kunst des klaren Denkens“, 2011, Carl Hanser Verlag, München

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2 Kommentare

  1. Hi Alex, freut mich zu hören, dass du das scheinbar erfolgreich umgesetzt hast! Der „Halo-Effekt“ ist natürlich einer von vielen Dingen, die uns täglich begegnen. Ich bin gespannt, wie du die anderen Dinge für dich in deinem Kontext umsetzt und würde auch sehr gerne davon hören bzw. lesen.

  2. Der Artikel über den „Halo-Effekt“ war für mich als Scrum Masterin ein echter Augenöffner. Ich erkannte, dass ich manchmal Teammitglieder aufgrund ihrer Ausstrahlung bevorzugte, ohne ihre tatsächliche Leistung objektiv zu bewerten. Das vorgeschlagene Feedback und die objektiven Metriken waren sehr hilfreich. Es ist essenziell, sich dieser kognitiven Verzerrung bewusst zu sein. Der Artikel hat meine Führungsqualitäten verbessert und zu faireren Entscheidungen beigetragen. Jeder Teamleiter sollte sich dieses Phänomens bewusst sein. Ich werde in Zukunft den „Halo-Effekt“ stets im Hinterkopf behalten.

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