Reziprozität in Scrum Teams

Reziprozität in Scrum-Teams: Wenn Zusammenarbeit zur Herausforderung wird

Laut Agilem Manifest..

..schätzen wir Individuen und Interaktion mehr als Prozesse und Werkzeuge

In Scrum-Teams steht die Zusammenarbeit an erster Stelle. Jeder im Team trägt seinen Teil zum gemeinsamen Erfolg bei, indem er seine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringt. Aber was passiert, wenn das Prinzip der Reziprozität gestört ist? Wenn einer mehr gibt als der andere, oder wenn es zu einem Ungleichgewicht im Geben und Nehmen kommt?

Was genau bedeutet Reziprozität?

Vor vielen Jahren als die Hippie Kultur ihren Höhepunkt erreichte, schenkten Krishna-Jünger vorbeilaufenden Passanten eine kleine Blume. Sie sagten dazu nicht viel, nur dass es ein Geschenk sei. Viele Blumen wurden in den nächsten Mülleimer geworfen und ein schlechtes Gewissen machte sich breit. Einige hundert Meter später, während das schlechte Gewissen laborierte, wurden die Personen erneut von einem Krishna-Jünger angesprochen und um eine Spende gebeten. Mit großem Erfolg! Wir halten es kaum aus, bei jemandem in der Schuld zu stehen und haben das ständige Gefühl diese begleichen zu müssen.

Das gleiche wirkt auch bei Einladungen von Geschäftspartnern, die einen „unverbindlich“ einladen wollen.

Das gleiche wirkt auch bei Supermärkten, die etwas zum verkosten anbieten.

Reziprozität bezieht sich auf das Prinzip des Austauschs und der Gegenseitigkeit. Es beschreibt die Idee, dass Menschen dazu neigen, anderen das zurückzugeben, was sie von ihnen erhalten haben. Das bedeutet, dass, wenn jemand einem anderen hilft oder etwas für ihn tut, die Person eine Tendenz hat, etwas Ähnliches für die andere Person zurückzugeben. Es gibt aber auch unschöne Seiten der Reziprozität, wie bspw. Rache und Vergeltung.

In Scrum-Teams bedeutet dies, dass jedes Teammitglied dazu beitragen sollte, das Team zum Erfolg zu führen. Jeder sollte seine individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Im Gegenzug sollten die anderen Teammitglieder diese Beiträge anerkennen und respektieren. Außerdem sollte man nicht auf Rache oder Vergeltung aus sein, denn dies kann in einem dysfunktionalen Teufelskreis enden.

Ein Beispiel aus dem Team-Alltag

Während eines Sprints hat ein Teammitglied, nennen wir ihn Tom, eine besonders schwierige Aufgabe übernommen, um das Teamziel zu erreichen. Tom hat sich sehr angestrengt und lange Stunden gearbeitet, um die Aufgabe abzuschließen. Doch leider gab es einige Probleme, die dazu führten, dass Tom es nicht rechtzeitig fertigstellen konnte.

Während der Sprint-Retrospektive war das Team frustriert und verärgert darüber, dass Tom die Aufgabe nicht rechtzeitig abgeschlossen hatte. Einige Teammitglieder beschwerten sich darüber, dass Tom nicht genug getan hatte und dass sein Beitrag zum Teamerfolg geringer sei als der anderer Teammitglieder.

In diesem Fall ist die Reziprozität gestört, da Tom viel Aufwand in die Aufgabe gesteckt hat, jedoch das Team dennoch nicht zufrieden ist. Tom könnte sich frustriert und entmutigt fühlen, da er das Gefühl hat, dass sein Beitrag nicht geschätzt wird, obwohl er hart gearbeitet hat.

Um eine ausgewogene Reziprozität im Scrum-Team zu gewährleisten, sollten alle Teammitglieder ihre Beiträge zum Teamerfolg anerkennen und schätzen. Wenn jemand Schwierigkeiten hat, eine Aufgabe zu erfüllen, sollte das Team zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden und das Teamziel zu erreichen.

In diesem Beispiel könnte das Team Tom dabei helfen, die Probleme zu lösen und die Aufgabe fertigzustellen, anstatt ihn dafür zu kritisieren, dass er es nicht alleine geschafft hat. Indem das Team Tom unterstützt und ihm zeigt, dass sein Beitrag geschätzt wird, kann eine gesunde und ausgewogene Reziprozität im Scrum-Team erreicht werden. Darüber hinaus könnte eine höhere Offenheit im Team und engere Zusammenarbeit dazu führen, dass Personen Probleme nicht alleine lösen müssen.

Die Folgen von gestörter Reziprozität im Team

Die Folgen von gestörter Reziprozität können schwerwiegend sein und haben Auswirkungen auf die Zusammenarbeit im Team. In einigen Fällen kann eine gestörte Reziprozität auch dazu führen, dass sich einzelne Teammitglieder ausgegrenzt fühlen oder sich das Team in verschiedene Gruppen spaltet. Wenn Teammitglieder nicht das Gefühl haben, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, kann dies auch zu einer sinkenden Motivation und einem Mangel an Engagement führen und zu einer verringerten Teamleistung

Fünf Dinge, die man tun kann, um gestörter Reziprozität in Scrum-Teams entgegenzuwirken:

  1. Schaffung eines Bewusstseins für das Thema: Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder verstehen, was Reziprozität bedeutet und wie sie sich auf die Zusammenarbeit im Team auswirken kann. Durch Schulungen oder Workshops kann das Bewusstsein für das Thema geschärft werden.
  2. Förderung einer offenen Kommunikation: Teammitglieder sollten ermutigt werden, sich offen und ehrlich über ihre Arbeit und die Zusammenarbeit im Team auszutauschen. Wenn jemand das Gefühl hat, dass es ein Ungleichgewicht in der Reziprozität gibt, sollte dies angesprochen werden.
  3. Festlegung klarer Rollen und Verantwortlichkeiten: Wenn jeder im Team genau weiß, welche Rolle er im Team hat und welche Verantwortlichkeiten er hat, kann dies dazu beitragen, dass sich jeder gleichwertig einbringt.
  4. Einrichtung von Feedbackmechanismen: Teams sollten Feedbackmechanismen etablieren, um sicherzustellen, dass jeder im Team regelmäßig Feedback zu seiner Arbeit und seinem Beitrag zum Teamerfolg erhält.
  5. Förderung eines kooperativen Arbeitsumfelds: Ein Arbeitsumfeld, das auf Zusammenarbeit und Kooperation ausgerichtet ist, kann dazu beitragen, dass sich alle im Team wertgeschätzt fühlen und sich aktiv am Teamerfolg beteiligen.

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Quellen:
Rolf Dobelli „Kunst des klugen Handelns“, 2012, Carl Hanser Verlag, München
Rolf Dobelli „Kunst des klaren Denkens“, 2011, Carl Hanser Verlag, München

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