KI für Scrum Master: Die Kunst des guten Prompts
Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr nur ein Trend, sondern ein mächtiges Werkzeug, das mir im Berufsalltag als Scrum Master dabei hilft, effizienter und kreativer zu arbeiten. KI bietet mir enorme Möglichkeiten, Routineaufgaben (z.B. das Vorbereiten von Sprint Reviews und Retrospektiven) zu vereinfachen, komplexe Themen verständlich aufzubereiten oder schnell neue Ideen zu entwickeln.
Ein entscheidender Faktor dabei ist das sogenannte Prompting – also die Fähigkeit, klare und präzise Anweisungen an die KI (z.B. Claude, Copilot, Chat-GPT, Gemini oder Perplexity) zu formulieren.
Aber wie sieht ein guter Prompt aus? Welche Elemente sorgen dafür, dass die KI genau das liefert, was du für eine spezielle Situation brauchst? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen und praktische Tipps, wie du mit der richtigen Fragetechnik das Beste aus der KI herausholst.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Pascal Gugenberger bedanken, dessen Unterstützung und wertvoller Input in unserem AI Competence Lab maßgeblich zur Entstehung dieses Artikels beigetragen haben.
1. Aufgabenbeschreibung vorgeben
Der Schlüssel zu guten KI-Antworten liegt in der präzisen Formulierung deiner Anfragen. Beginne am besten mit einem aktiven Verb, das genau beschreibt, was du von der KI erwartest – zum Beispiel analysiere, vergleiche oder fasse zusammen.
Für einfache Aufgaben reicht oft ein einzelner, klarer Satz.
Bei komplexeren Aufgaben ist es hilfreich, die gewünschten Schritte in einer logischen Reihenfolge zu verknüpfen.
2. Kontext und Hintergrundinformationen bereitstellen
Es ist wichtig, der KI genug Kontext und Hintergrundinformationen zu geben, um passende Antworten zu bekommen. Je besser sie versteht, worum es geht und was du brauchst, desto passender wird ihre Antwort sein.
Denke dabei an drei wichtige Aspekte:
- Beschreibe deine konkrete Situation. Wenn du zum Beispiel als Erzieher in einer mehrsprachigen Kita arbeitest und eine Themenwoche zum Frühling planst, solltest du das erwähnen. So kann die KI ihre Antwort genau darauf abstimmen.
- Erkläre Ziel & Zweck bzw. wofür du die Antwort brauchst. Möchtest du etwa eine Einleitung für einen Vortrag über erneuerbare Energien schreiben? Wenn du dazu schreibst, dass der Text für interessierte Laien verständlich sein soll, wird die KI entsprechend formulieren.
- Nennen praktische Rahmenbedingungen. Wenn du beispielsweise nur ein bestimmtes Budget oder begrenzt Zeit hast – etwa 1.000 Euro monatlich und drei Stunden pro Woche für die Gartenpflege – solltest du das angeben.
3. Explizite Rollen oder Perspektiven vergeben
Wenn du von der KI eine Antwort aus einer ganz bestimmten Position oder Sichtweise möchtest, ist es hilfreich, das explizit zu formulieren. Mit Formulierungen wie „Du bist…“, „Versetze dich in…“ oder „Stell dir vor, du wärst…“ machst du deutlich, welche Rolle oder Blickwinkel die KI einnehmen soll.
Je genauer du die Rolle festlegst, desto stärker wird die KI versuchen, in diesem Kontext zu antworten.
Erwähne auch, für wen die Antwort gedacht ist, z. B. Schüler einer bestimmten Altersstufe, Fachleute oder Laien. Das hilft beim Anpassen von Ton und Sprachgebrauch.
Beispiele:
- „Stell dir vor, du bist ein Product Owner, der das Produkt einem neuen Stakeholder vorstellt. Wie würdest du die wichtigsten Funktionen und den Mehrwert erklären?”
- „Wir haben uns folgendes neue Feature für unser Produkt ausgedacht: [Feature erklären]. Wie würde ein Kunde unseres Produkts dieses Feature beurteilen?”
- „Du bist ein Stakeholder, der während eines Sprint-Reviews mehr Transparenz wünscht. Welches Feedback würdest du mir als Scrum Master geben?”
4. Struktur und Format festlegen
Mit der Angabe einer gewünschten Struktur kannst du beeinflussen, wie die KI deine Informationen gliedern soll (z.B. in Aufzählungen, Tabellen oder Absätzen).
Über Hinweise zum Format bestimmst du, in welcher Form die KI ihre Antwort präsentieren soll (z. B. stichpunktartig, Fließtext, Markdown, HTML). Klare Vorgaben dazu, etwa „Bitte in drei Absätzen zusammenfassen“ oder „Nenne mir fünf nummerierte Punkte“, erleichtern der KI, genau das gewünschte Endergebnis zu liefern. Durch eine klare Struktur und ein vorgegebenes Format kannst du die Lesbarkeit und Verständlichkeit deiner Antwort deutlich erhöhen.
Beispiele:
- „Fasse die Ergebnisse des letzten Sprint Reviews in drei klaren Absätzen zusammen: (1) Fortschritt des Produkts, (2) Feedback der Stakeholder, (3) nächste Schritte.”
- „Stelle die Velocity der letzten fünf Sprints in einer Tabelle dar und markiere visuell, wenn es signifikante Schwankungen gab.”
- „Bitte zeige mir tabellarisch die Unterschiede zwischen Scrum und Kanban und gib diese als HTML aus.”
5. Stil definieren
Mit dem Stil eines Prompts legst du fest, wie die Antwort formuliert sein soll. Dies kann die Tonalität, den Schwierigkeitsgrad oder den gewünschten Kontext betreffen. Ein klar definierter Stil hilft, die Antwort an die Zielgruppe oder den gewünschten Zweck anzupassen.
Beispiele:
- „Schreibe eine E-Mail an das Management, in der du die Vorteile von Scrum zusammenfasst. Nutze einen formellen, aber leicht verständlichen Ton.”
- „Erstelle eine Zusammenfassung der letzten Sprint-Retrospektive im Stil eines informellen Team-Updates, locker und motivierend formuliert.”
6. Beispiele geben
Beispiele verdeutlichen, was du genau erwartest. Zeige der KI durch entsprechende Beispiele, wie eine gute Antwort aussehen könnte.
Beispiele:
- „Beschreibe bitte, wie ich einem neuen Teammitglied Scrum erklären könnte, wenn ich dabei locker und informell bleibe. Hier sind ein paar Beispiele, wie ich bisher kommuniziere:
– ‚Kein Stress, der Sprint gibt uns genug Zeit für Iterationen.‘
– ‚Das Daily ist wie ein schneller Kaffeeplausch, aber wir reden über Arbeit.‘” - „Hilf mir, meine Kommunikationsweise bei Stakeholdern dynamischer und überzeugender zu gestalten. Hier ist ein Beispiel, wie ich aktuell schreibe:
– ‚Das Team hat im letzten Sprint zwei neue Features implementiert. Beide Funktionen wurden erfolgreich getestet.‘“
7. Iteratives Vorgehen und Nachfragen
Oft ist es sinnvoll, nicht alles in einem einzigen Prompt zu klären. Stattdessen gehst du schrittweise vor, um die Antwortqualität zu steigern. Nutze die Antworten der KI, um dann gezielt nachzufragen, zu verfeinern und noch genauer zu werden.
Darüber hinaus kannst du die KI aktiv darum bitten, Unklarheiten oder fehlende Informationen bei dir anzufragen. So stellst du sicher, dass die KI eine klare Grundlage für ihre Antwort hat.
Beispiele:
- „Wenn etwas nicht klar ist, frag mich bitte, bevor du eine Antwort gibst.“
- „Analysiere die Velocity-Daten der letzten fünf Sprints. Falls du nicht genügend Daten für eine fundierte Analyse findest, frag mich nach zusätzlichen Informationen.”
KI als wertvolles Werkzeug für Scrum Master
Die vorgestellten Beispiele sind natürlich nicht perfekt, da sie versuchen, immer nur den Aspekt des jeweiligen Absatzes zu betonen. Daher sehe sie als Ausgangspunkt und Anregung, wie dir der Einstieg in KI-Tools im Alltag gelingen kann.
Die Beispiele in diesem Artikel zeigen die aus meiner Perspektive wichtigsten Kriterien für gute Anfragen an eine KI. Gut formulierte Prompts helfen mir täglich dabei, effizienter zu arbeiten und mehr Wert für das Team zu liefern. Dabei verstehe ich die KI oft als sehr klugen Sparringspartner, dessen Vorschläge ich aber immer noch durch meine eigene Erfahrung filtern muss.
Wir sollten die Vorschläge der KI immer kritisch hinterfragen. Auch Künstliche Intelligenz kann sich irren oder Kontextinformationen falsch interpretieren. Die Stärke und Aufgabe eines Scrum Masters liegt darin, die generierten Ideen und Inhalte zu bewerten und sie an die spezifischen Anforderungen der eigenen Situation anzupassen.
Die KI ist für mich ein wertvolles Werkzeug geworden, aber die entscheidenden Impulse für erfolgreiche Teamarbeit kommen (noch) von uns Menschen.
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