If you cannot make it – break it: Warum dein „Ja“ oft ein „Nein“ sein sollte
Zwischen Kalender-Chaos und Kapazitätsgrenze
Kennst du das? Dein Kalender ist voll, das nächste Projekt brennt lichterloh – und trotzdem sagst du wieder zu. Einfach, weil du es immer so machst. Weil du es kannst. Oder weil du glaubst, es wird von dir erwartet.
Was du dabei übersiehst: Jedes Mal, wenn du in solchen Momenten schweigst, zustimmst oder dich irgendwie durchkämpfst, sendest du ein Signal. Und meistens ist es das falsche.
In diesem Beitrag geht es genau darum: Welche Botschaften wir (unbewusst) in der Arbeitswelt aussenden – und wie wir lernen, klarer, gesünder und wirkungsvoller zu kommunizieren. Für uns selbst. Für unsere Teams. Für eine bessere Kultur.
Die Meeting-Falle: Wenn dein Kalender mehr sagt als deine Worte
Stell dir folgende Situation vor: Du hast bereits zwei Meetings eingetragen. Jetzt kommt eine neue Einladung – und sie überlagert einen bestehenden Termin.
Drei typische Reaktionen:
- Gar nicht reagieren – das Meeting bleibt stehen, der Einladende weiß nicht, ob du kommst oder nicht. Ergebnis: Unsicherheit.
- Einfach zusagen – obwohl du weißt, dass du nicht kannst. Ergebnis: Du erscheinst vielleicht kurz, verlässt frühzeitig oder musst dich rechtfertigen.
- Klar absagen und den Grund kommunizieren – „Ich bin zu dem Zeitpunkt bereits gebucht.“ Ergebnis: Du sendest ein deutliches, respektvolles Signal.
Die meisten von uns bewegen sich zwischen den ersten beiden Optionen – aus Bequemlichkeit, Unsicherheit oder dem Wunsch, niemanden zu enttäuschen. Doch genau das führt zu Missverständnissen, Frust und unnötigem Stress.
Kleine Entscheidung, große Wirkung: Was dein Verhalten über dich verrät
Ob du zu einem überbuchten Meeting zusagst oder dich klar abgrenzt, bleibt nicht folgenlos. Dein Verhalten prägt die Erwartungen der anderen. Es zeigt:
- Wie du mit deinen eigenen Grenzen umgehst
- Wie ernst du deine Zeit nimmst
- Wie verfügbar du scheinbar bist
Und diese Signale wirken weiter – ins Team, ins Management, in die Unternehmenskultur. Wenn du immer erreichbar bist, immer Ja sagst, dann wird genau das zur neuen Normalität.
Überlastung ist kein Zufall – sondern oft selbst verschuldet
Viele Teams und Einzelpersonen sind heute am Limit. Projektarbeit drängt, neue Aufgaben kommen dazu, oft mit hoher Dringlichkeit und emotionalem Druck („Das muss unbedingt noch rein!“).
Doch was passiert, wenn du trotzdem zustimmst?
Du sagst unbewusst: „Ich schaffe das schon.“
Und damit:
- Legitimierst du Überforderung
- Konditionierst dein Umfeld darauf, dass immer noch etwas geht
- Verlierst du langfristig deinen Selbstschutz
Die ehrliche Alternative wäre: „Wir sind am Limit. Wenn das Projekt Priorität hat, müssen wir etwas anderes streichen.“ Ja, das braucht Mut. Und ja, es überrascht viele – weil sie es nicht gewohnt sind.
Aber genau das ist Führung. Selbstführung.
Selbstfürsorge statt Selbstausbeutung
Wenn du über Monate oder Jahre hinweg über deine Grenzen gehst – ständig Überstunden machst, am Wochenende arbeitest, dein Privatleben opferst – dann ist das nicht nur ungesund. Es ist auch nicht nachhaltig. Nicht für dich und auch nicht für dein Umfeld.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem alles zusammenbricht:
- Der Kalender ist so voll, dass du nicht mal mehr Zeit hast, um deine Aufgaben vorzubereiten oder Meetings aufzuarbeiten.
- Deine Überstunden sind so hoch, dass du sie nie wieder abbauen kannst.
- Deine Energie ist so verbraucht, dass du funktionierst, aber nicht mehr lebst.
Und dann ist das Entsetzen groß. Im Team. Beim Management. Bei dir selbst.
Dabei war der Weg dorthin längst sichtbar – wenn man auf die Signale geachtet hätte.
Die Lösung? Radikale Klarheit. Freundlich, aber bestimmt.
Selbstbestimmte Teams, gesunde Zusammenarbeit und eine respektvolle Kultur entstehen nicht nur durch schöne Worte – sondern durch konsequentes Handeln. Und das beginnt im Kleinen:
- Kommuniziere deine Grenzen – klar und frühzeitig.
- Sag Nein, wenn du es nicht schaffst.
- Fordere Priorisierung statt blinden Aktionismus.
- Lass dir die Frage beantworten: Wenn ich neue Arbeit aufnehme, welche darf ich stattdessen fallen lassen?
- Steh für dich und dein Team ein.
Denn jedes Nein öffnet Raum für ein ehrliches Ja. Und jedes klare Signal schafft Orientierung.
Hast du das Gefühl, es ist in deinem Arbeitsumfeld oder in der deiner Rolle nicht möglich, diese Punkte umzusetzen?
Lass uns reden, ich bin gerne für dich da. Eine kurze Mail an mich genügt.
Fazit: Du bist Teil der Kultur, die du dir wünschst
„If you cannot make it – break it.“
Dieser Satz ist mehr als ein Spruch. Er ist ein Appell: Brich mit alten Mustern, die dich und dein Team erschöpfen. Schaffe Bewusstsein für echte Kapazitäten. Zeige, dass gesunde Grenzen nichts für Schwäche, sondern für Verantwortung stehen.
Denn erst wenn du beginnst, die richtigen Signale zu senden, wirst du die Reaktionen bekommen, die du dir wirklich wünschst – Respekt, Verständnis, Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Also: Was willst du wirklich sagen?
Jetzt bist du dran: Wie gehst du mit überlappenden Meetings und Überlastung um? Ich freue mich über eine Nachricht oder einen Kommentar von dir!
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