Mann im Anzug hält einen von 5 Ratingsternen vor einer Tafel in die Höhe.

Eure Top-5-Gründe, warum ihr entschieden habt, in agile Ansätze zu investieren

Auf der diesjährigen Agile Lean Karlsruhe (ALK) haben wir euch in einer Umfrage diese beiden Fragen gestellt:

  1. Welches Problem oder welche Fragestellung wolltet ihr lösen, als ihr euch entschieden habt, in agile Ansätze zu investieren?
  2. Welche Erwartung hat die Investition in agile Ansätze bisher nicht erfüllt?

Die Umfrage hat zu wenige Teilnehmer, um repräsentativ zu sein. Doch unter den 50 Antworten stechen einige Themen hervor, die sich besonders häufig wiederholen. Alle der hier gewerteten Antworten wurden von Personen genannt, die als berufliche Rolle Scrum Master, Product Owner, Agile Coach oder Führungskraft angegeben haben.

Hier nun nach Häufigkeit der Nennung von weniger häufig zu sehr häufig: das Ranking eurer Top-5-Herausforderungen, wegen denen ihr in die Nutzung agiler Ansätze investiert habt.

Welches Problem oder welche Fragestellung wolltet ihr lösen, als ihr euch entschieden habt, in agile Ansätze zu investieren?

Platz 5: Zuverlässigere Planung und (Sprint-)Forecasting

Ein guter Teil eurer Antworten auf die Frage, was ihr oder euer Unternehmen mit agilen Ansätzen bewirken wolltet, als ihr euch dazu entschlossen habt, zielt auf eine bessere Planbarkeit ab.  Egal, ob es sich dabei um das Forecasting von Sprints oder anderen Entwicklungseinheiten handelt – deutlich werden aus euren Antworten zwei Dinge.

Erstens:
Es besteht offenbar ein klarer Bedarf, Management und anderen Stakeholdern zuverlässige Prognosen über Fortschritt und Abschluss der Arbeit zu liefern.

Zweitens:
Die Stärke agiler Methoden und Frameworks wird anerkannt, um diese Herausforderung empirisch zu meistern.
Ob über Methoden aus dem Evidence-Based-Management™ in Scrum oder über datenbasierte Tools wie dem Team-Forecaster, die sich Informationen aus dem Produktbacklog und vorangegangenen Sprints zu Nutze machen. 

Platz 4: Die Menschen in den Mittelpunkt rücken

Häufig haben wir in euren Antworten gelesen, dass der ursprüngliche Beweggrund, sich nach agilen Ansätzen aufzustellen, der war, die Menschen in den Fokus zu rücken. Was für ein schöner Anlass für Veränderung!

Dabei geht es euch einerseits um den Kunden, der bei der Entwicklung im Vordergrund stehen soll. (Dazu sei euch dieser Beitrag von Simon Flossmann empfohlen, der im letzten Drittel den Fokus auf Kundennutzen bei der Produktentwicklung einfordert.) 

Noch häufiger nennt ihr in diesem Kontext aber die Fokussierung auf die Teammitglieder und Mitarbeitenden der Organisation.
Immer wieder wird der Wert der Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen genannt, die aus der im agilen Kontext üblichen Selbstbefähigung und Selbstorganisation der Mitarbeiter:innen resultiert. 

Platz 3: Effektivität

Am dritthäufigsten nennt ihr Effektivität als ursprünglichen Grund für den Einsatz agiler Prinzipien und Frameworks. Der Bedarf ist groß, Rahmenbedingungen zu schaffen, die fördern, das Richtige zu tun, im Sinne von realer, wirtschaftlicher Werterzeugung. Häufig wurde dieser Anlass für Agilität gemeinsam genannt mit dem Wunsch, den Kundenwert zu erhöhen. Aber auch gemeinsam mit dem Bedarf, für mehr Effizienz zu sorgen.

Auch hier lässt sich sagen, dass – in unterschiedlicher Herangehensweise – alle gängigen agilen Ansätze Lösungen zur Effektivitätssteigerung anbieten.

Platz 2: Bessere Zusammenarbeit im Team

Von allen Antworten steht dieser Anlass für agile Transformation an zweiter Stelle: Die Zusammenarbeit innerhalb des oder der Teams soll sich verbessern. Die Gründe, warum es bei der Zusammenarbeit im Team offenbar häufig hapert, sind selbstverständlich äußerst vielfältig. Doch genauso vielfältig sind die Möglichkeiten zur Problemanalyse und -lösung, die die unterschiedlichen agilen Frameworks, Denkmodelle und Ansätze bereithalten.
Sie ermöglichen es, Probleme – begonnen bei der Teamgesundheit, über Arbeitsprozesse bis hin zu strukturellen Ursachen auf Organisationsebene – zu identifizieren und geben Methoden an die Hand, eine individuell passende Lösung zu erarbeiten.

Auch der ausdrückliche Wunsch nach mehr Selbstständigkeit der Teams wurde explizit als Grund für den Einsatz agiler Arbeitsweise genannt.

Platz 1: Effizienz

Mit nicht verkennbarem Abstand ist der von euch meistgenannte Grund für das Invest in agile Themen: Effizienzsteigerung. Darunter fällt der häufig geäußerte Wunsch, Prozesse zu verschlanken und Arbeitsabläufe schneller zu gestalten, um schließlich eine Optimierung der Time-to-Market zu erreichen.
Diese Platzierung deckt sich mit dem allgemein anerkannten Vorteil, den agile Ansätze und Vorgehensweisen zu bieten haben: Verschlankung von Prozessen, das Loswerden hinderlicher Hierarchien und Strukturen, die Selbstbefähigung derer, die mir ihrer Arbeit den Wert erzeugen sollen: All das sind Themen, die auf die Effizienz von Arbeit einzahlen und zu einem wettbewerbsfähigen, resilienten Unternehmen gehören, das in der Lage ist, flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können.

Effizienz und Effektivität von Arbeit, empirisch fundierte Planung, Fokussierung auf Mensch und Kunde sind weiterhin wichtige Kernthemen von Unternehmen, auf die agile Ansätze entscheidend einzahlen. Aber nicht bedingungslos.

Unser Organisationsentwickler und Kanban-Experte Daniel Westermayr hat sich die Umfrageergebnisse angesehen.
Seine Einschätzung: „Die fünf hier am häufigsten genannten Gründe für ein Invest in agile Ansätze decken sich größtenteils mit den Anliegen, die wir in den Unternehmen vorfinden. Wir sehen, dass Führungskräfte und Mitarbeitende häufig bereits die Schwachpunkte kennen, die optimale Bedingungen für ungehinderten Wertfluss verhindern. Was allerdings selten erkannt wird, sind übergeordnete, häufig intransparente Zusammenhänge und Abhängigkeiten, die zu den sichtbaren Problemen führen. Wenn wir hier Veränderung wollen, die Bestand hat, ist es wichtig, diese Zusammenhänge im Hintergrund zu erkennen.

Wenn Führungskräfte über Effizienz reden, verstehen sie darunter häufig
die Auslastungs-Optimierung aus Kostensicht.
Daniel Westermayr


Ein Beispiel: Wenn Führungskräfte über Effizienz reden, verstehen sie darunter häufig die Auslastungs-Optimierung von Mitarbeitenden aus Kostensicht. Wenn der Architekt zu teuer ist, lässt man ihn eben auf mehreren Projekten arbeiten und gibt sich so das Gefühl einer optimaleren Auslastung. Dass dem Unternehmen das aber im Zweifel eher schadet, weil der Wertfluss auf beiden Projekten nun behindert wird, sieht man erst, wenn man aus einer ganz anderen Perspektive – nämlich aus einer wert- und nicht personen-zentrierten Sicht – auf die Situation schaut.”

Ein weiterer Punkt ist, dass agile Frameworks wie Scrum nur dann ihren vollen wirtschaftlichen Nutzen für die Unternehmen entfalten können, wenn sie konsequent angewandt werden und nicht isoliert in einzelnen Teams. Die häufig beobachtete „kosmetische Agilität“ kann dann immer noch für Vorteile auf Teamebene sorgen – stellt sich aber auf Dauer kein relevanter messbarer Erfolg ein, wird der Rückhalt für die agilen Formate schwinden oder sich sogar ein Negativeffekt einstellen.

Was ist euer Blick auf das Thema?

Wir möchten gerne mehr über eure persönliche Erfahrung wissen. Hat euch dieses Ranking überrascht? Vermisst ihr Gründe, von denen ihr wisst, dass sie der Anlass für die Einführung agiler Ansätze in Unternehmen waren oder sind? Nutzt gerne die Kommentarfunktion unter dem Beitrag oder schreibt uns auf Linkedin: linkedin.com/company/colenet-gmbh/

Wir möchten diese Betrachtung noch eine Weile am Leben halten. In den nächsten Wochen folgt die Auswertung eurer Antworten zu der zweiten Frage: Welche Erwartung hat die Investition in agile Ansätze bisher nicht erfüllt?
Ihr findet den Beitrag hier auf dem Colenet-Blog. – Oder direkt in eurem Posteingang: Newsletter zum Blog abonnieren.

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