Scrum im Selbststudium – Teil 5: Die Grundlage eines funktionierenden empirischen Prozesses ist Vertrauen


Willkommen zum 5. Teil der „Scrum im Selbststudium“-Artikelreihe. Die Übersicht zu allen Teilen findest du am Ende dieses Beitrags.

Vertrauen entsteht, wenn das Scrum-Team die Scrum-Werte lebt

Vertrauen entsteht durch Verhalten.

In der Version des Scrum Guides aus dem Jahr 2017 wurden deshalb die Scrum-Werte eingeführt. Dies bedeutete ein weitreichendes Update des Scrum Guides. Der Scrum Guide stellt damit klar, dass eine Komponente, wie erfolgreich in einem Unternehmen Scrum eingeführt wird oder wie effektiv Teams damit arbeiten, das Verhalten der Mitarbeiter darstellt.

Sollten Scrum-Teams die Scrum-Werte nicht leben, kann es dazu kommen, dass sie einfach den Praktiken folgen, um den Praktiken zu folgen. Der Prozess wird zum Ziel. Ich glaube, es war Kent Beck, der Gründer der „Extreme Programming“-Bewegung, der es wie folgt auf den Punkt brachte: „Ohne Werte werden die Abläufe routinemäßig, das heißt, wir tun sie nur um ihrer selbst willen.“ Scrum ist nie das Ziel, sondern, wie wir als Team zusammenarbeiten können, um den Nutzern des Produkts regelmäßig wertvolle Inkremente davon zur Verfügung zu stellen.

Je stärker Scrum-Teams die Scrum-Werte leben, desto weniger verlieren sie den wahren Zweck von Scrum aus den Augen. Es entsteht Vertrauen.

Die 5 Scrum-Werte in der Übersicht

1. Commitment

„Das Scrum-Team committet sich, seine Ziele zu erreichen und sich gegenseitig zu unterstützen.“ – Scrum Guide, 2020

Für den Begriff „Commitment“ gibt es keine treffgenaue deutsche Übersetzung, daher wird auch im deutschen Scrum Guide das Wort Commitment verwendet. Das lässt sich am ehesten mit „Einschwören“ oder „Selbstverpflichtung“ übersetzen. Wenn wir in Scrum von Commitment sprechen, dann bezieht es sich hierbei auf die Leistungsbereitschaft und die Hingabe und nicht auf das tatsächliche Endergebnis. Gunther Verheyen, der Autor von „Scrum – A Pocket Guide“, beschreibt Commitment anhand dieses Beispiels: „Wenn ein Fußballtrainer nach einem verlorenen Spiel sagt: ‚Meinen Spielern ist in Bezug auf ihr Commitment nichts vorzuwerfen.‘ Dann sprechen wir von Commitment, wie es im Scrum Guide gemeint ist.“

2. Fokus

Der primäre Fokus des Scrum-Teams liegt auf der Arbeit des Sprints, um den bestmöglichen Fortschritt in Richtung dieser Ziele zu bewirken. Die Timeboxen in Scrum helfen dem Scrum-Team, sich in diesem Moment auf die wichtigsten Dinge zu konzentrieren. Sie fokussieren sich auf das, was sie jetzt gerade wissen.

3. Offenheit

Das Scrum-Team und seine Stakeholder sind offen in Bezug auf die Arbeit und die Herausforderungen. Die Mitglieder in Scrum-Teams sind offen für interdisziplinäre Zusammenarbeit – über Expertenwissen, Fähigkeiten und Stellenbeschreibungen hinweg.

4. Respekt

Die Mitglieder des Scrum-Teams respektieren sich gegenseitig als fähige, unabhängige Personen und werden als solche auch von den Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten, respektiert. Jeder respektiert auch das Scrum-Rahmenwerk und die Verantwortlichkeiten darin.

5. Mut

Die Mitglieder des Scrum-Teams haben den Mut, das Richtige zu tun und an schwierigen Problemen zu arbeiten. Sie entwickeln nichts, das niemand braucht. Sie gestehen sich ein, dass Anforderungen niemals perfekt sein werden und kein Plan die Wirklichkeit und ihre Komplexität abbilden kann. Sie haben den Mut, eine Entscheidung zu treffen, diese voranzutreiben und sogar bei Bedarf zu ändern.

Ausblick: Das Scrum-Rahmenwerk

Im letzten Teil wurde deutlich, dass Scrum funktioniert, da es einen empirischen Prozess etabliert. Dieser empirische Prozess wiederum kann nur auf der Grundlage von Vertrauen erfolgreich sein, das über die fünf Scrum-Werte entsteht, wenn sie im Scrum-Team gelebt werden. 

Damit haben wir die Grundvoraussetzung für Scrum geklärt und die Frage, warum Scrum erfolgreich ist. Nun schauen wir auf die Frage nach dem „wie“. Wie funktioniert Scrum? Diese Frage wird durch das Scrum-Rahmenwerk beantwortet. Wie ein Bilderrahmen, der den Blick auf ein Bild lenkt, stellt es den Rahmen dar, um auf die Arbeit zu blicken. Das Scrum-Rahmenwerk bildet den Rahmen, innerhalb dessen Scrum-Teams arbeiten. Es besteht aus drei Bausteinen:

  • Artefakte
  • Events
  • Verantwortlichkeiten

Wie diese Bausteine empirisches Arbeiten ermöglichen, erfährst du in den nächsten Teilen dieser Reihe.

Wenn du Fragen hast, schreibe sie gerne in die Kommentare hier im Blog oder auf unserem Colenet-Linkedin-Account.

Hier findest du in Kürze alle Teile der Reihe „Scrum im Selbststudium“:

Teil 1: Agile Projekte sind erfolgreicher 

Teil 2: Scrum in 11 Schritten im Schnelldurchlauf erklärt

Teil 3: Warum ist die regelmäßige Überprüfung und Anpassung erfolgversprechender als Vorabanalyse und detaillierte Planung?

Teil 4: Zur Lösung komplexer Probleme hat sich ein empirischer Ansatz bewährt

Teil 5: Die Grundlage eines funktionierenden empirischen Prozesses ist Vertrauen

Teil 6: Die Scrum Artefakte stellen Transparenz her

Teil 7: Die mögliche Zukunft – Das Product-Backlog

Teil 8: Die Gegenwart – Das Sprint Backlog

Teil 9: Die Vergangenheit – Das Produkt-Inkrement

Teil 10: Scrum Events erlauben, die Artefakte zu überprüfen und anzupassen

Teil 11: Sprint – Erstellung eines Inkrements

Teil 12: Sprint Planning – Planung der Arbeit des Sprints

Teil 13: Daily Scrum – Tägliche Überprüfung des Fortschritts in Richtung des Sprint‐Ziels und Justierung der geplanten Arbeit

Teil 14: Sprint Review – Überprüfung der Sprint-Ergebnisse und weitere Planung

Teil 15: Sprint Retrospektive – Aus dem vergangenen Sprint lernen und Verbesserungen planen

Teil 16: Das Scrum-Team und seine Verantwortung

Teil 17: Der Product Owner maximiert den Wert des Produkts

Teil 18: Die Entwickler schaffen jeden Sprint ein nutzbares Inkrement

Teil 19: Der Scrum Master verantwortet die Effektivität des Scrum-Teams

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